Eindrücke vom Tractorazo, 16/12/2008 in Asuinción

Wie paraguayische Medien die Mobilisierung von Grossgrundbesitzern aufbauschen, anstatt über die schlimme Situation auf dem Land und neue Fälle von Vergiftungen aufgrund von Schädlingsbekämpfungsmitteln, wie z. B. den Tod eines vier Jahre alten Jungen letzte Woche, zu berichten. Falsche Teilnehmerzahlen lassen winzige Zusammenkünfte als Erfolge erscheinen. Ein Augenzeugenbericht entlarvt dies als reine Propaganda.

Am Dienstag, den 16.12., fand die lang angekündigte Mobliliesierung der Paraguayischer Grossgrundbesitzer in Asunción statt. Diese gross geplante Moblisierung, auch Tractirazi genannt, führte zu zwei von uns beobachteten, kleinen Ereignissen in der paraguayischen Hauptstadt.

Das erste spielte sich vor den Toren des ARP (Asociación Rural del Paraguay) ab, in Form einer kleinen Schlange von LKWs, Kleintransportern und Viehwagen, welche grosse, teure Transparente mit dem Slogan trabajo y seguridad para todo mit sich führten.

Das zweite war ein durch paraguayische Mainstreammedien (wie z. B. ABC Colors) lang angekündigtes politisches Festival, welches das Ergebis einer acht Tage dauernden Werbekampagne war. In den Medien war die Rede von 50.000 erwarteten Teilnehmern. Inzwischen sind Artikel erschienen, die die Anzahl derer, die ihre Arbeit niederlegten um für 'Frieden auf dem Land' zu kämpfen auf 60 - 80.000 beziffern.

Es ist unverständlich, wie diese Zahlen zustande kamen. Da alle beobachteten Aktionen von höchstens einigen hundert Menschen besucht wurden, liegt die Vermutung nahe, dass Grossgrundbesitzer ihren Angestellten und den von ihnen Abhängigen befohlen ihre Arbeit Ruhen zu lassen.
Darüber hinaus kann davon ausgegangen werden, dass einige dafür bezahlt wurden (und sei es mit einem bezahlten arbeitsfreien Tag) für ihre Arbeitgeber auf die Strasse zu gehen. Es wurde beobachtet, dass Viehtransporter, beladen mit willigen Demonstranten, welche sogleich mit Fussbaltrikots und Fähnchen ausgestattet wurden, spätabends amkamen.

Der Rest der 'Menge' bestand aus weissen, reich aussehenden, Bier trinkenden Leuten, die ebenfalls Fussballtrikots und Fähnchen trugen, und haufenweise Journalisten. Das Ganze sah eher wie ein nationalistisches Fussballfest als eine politische Veranstaltung aus. Ins Bild passt, dass die einzige politische Rede zu Beginn sehr kurz gehalten war und von Arbeit, Sicherheit und Nationalstolz handelte. Das ist besonders deswegen bemerkenswert, da die meisten Anwesenden starke Befürworter industialisierter Landwirtschaft sind, welche nicht gerade dafür bekannt ist Arbeitsplätze auf dem Land zu schaffen (eine Person kann 200 Hektar bestellen) und vielmehr zu Landflucht und sogenannten grünen Wüsten führt. Doch an diesem Abend wurde dieses Modell als der Fortschritt Paraguazs gehandelt.

Das Budget für diese Veranstaltung musste gigantisch gewesen sein: Die vor dem Rathaus aufgebaute Bühne war riesig, die PA-Anlage eher dazu bestimmt zehntausende zu beschallen anstelle von einigen hundert. Die Sicherheitskräfte (ebenfalls in Fussbaltrikots) waren zahlreich und die Musiker berühmt. Die grossen Leinwände, dei den Platz umschlossen fanden kaum Beachtung, passten doch alle Anweseden gut auf den kleinen Platz direkt vor der Bühne. Offensichtlicherweise hatten die Veranstalter mit mehr Publikum gerechnet.

Wir müssen also zu dem Fazit kommen, dass diese Mobilisierung der Grossgrundbesitzer ein kompletter Reinfall war. Bleibt noch zu erwähnen, dass es in Zeiten heftiger Landkonflikte und unglaublicher Ungerechtigkeiten auf dem Land geradezu skandalös ist, dass die Medien einer künstlich konstruierten Mobilisierung, die in allen Belangen versagt mehr Aufmerksamkeit schenkt, als dem Leiden der paraguayischen Bürger. Während die Zahl der Opfer weiter steigt, wie z. B. durch den Tod eines vier Jahre alten Jungen, der den Folgen seiner Vergiftungen erlag, haben die paraguayischen Mainstreammedien nichts besseres zu tun, als Teilnehmerzahlen zu fälschen und mit der 'Bewegung für Arbeit und Sicherheit' anzugeben.

Eine traurige Geschichte, Fortsetzung folgt